Die „Ami-Braut“

Während der Besatzungszeit in Österreich fehlte den amerikanischen Soldaten etwas ganz besonders. Und so dauerte es nicht lang und die Soldaten verliebten sich in die Österreicherinnen und genauso umgekehrt. Für die Einheimischen war das erste Treffen mit den GIs wie ein Traum. Beschrieben wurden die Soldaten wie eine Neuerfindung des Mannes. Braune Haut, blauschwarze Haare und Lippen wie Kirschen. Noch nie zuvor sah man solche Menschen in Österreich und die Damenwelt war hin- und weggerissen.

Das Fraternisierungsverbot

Zur eigenen Sicherheit verhängte der US-Staat ein Fraternisierungsverbot für die GIs. Fraternisierung, was die Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung bedeutet, kommt aus dem Lateinischen von „frater“, in der deutschen Übersetzung „Bruder“. Den US-Soldaten war es ziemlich egal, ob sie nicht mit den Einheimischen kooperieren können, jedoch gilt dies auch für die Frauen. In der US-Armee ereigneten sich dadurch einige Regelverstöße, indem sich die Soldaten mit ihrer Geliebten trafen.

Die „Ami-Braut“ als Lebensstil

Bereits in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg galt die „Ami-Braut“ als Lebensstil. Sie war jedoch viel mehr einer der vielen Versuche, das alles zu vergessen, was war. Ein Versuch zu vergessen, wen man verloren hat, was man verloren hat und wie alles weitergehen soll. Es war ein Versuch, wieder Fuß zu fassen in einem Chaos, das ein Krieg hinterlassen hat.

Der Reiz an etwas Neuem

Warum verliebten sich so viele Damen in die jungen Soldaten? Es war das Aussehen, welches noch nie zuvor so präsent in Österreich war. Es war das Unbekannte und auch die Neugier, die die Frauen aufmerksam machte. Der „Mythos Amerika“, der mit den Amerikaner nach Österreich kam. Ein fast unbekanntes Land und so viele neue Geschichten und Männer, die so viel schon erlebt haben. Es war, neben dem anderen Aussehen, sicherlich auch die Ferne und das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, das so viel Neugier in den Frauen weckte.

Flirtversuche und Prostitution

Während viele der GIs wie auch der Österreicherinnen nur an einer Beziehung und vielleicht sogar einer Ehe interessiert waren, gab es ein breites Spektrum an Annäherungsversuchen und Liebesbezeugungen. Bei vielen blieb es oft nur bei Flirtversuchen, bei denen der Soldat das Fraternisierungsverbot ernst nahm. Andere gaben sich mit einer kurzen Beziehung zufrieden, sei es für einen Sommer oder maximal für die Zeit der Besatzung. Einigen war dies jedoch nicht genug und der Vermählung stand nichts im Wege. Neben diesen erotischen Annäherungen gab es noch eine nicht so humane Form. Die Prostitution wurde oft semiprofessionell oder auch professionell ausgeübt. Oftmals ein Spaß für die GIs, jedoch bei halbprofessioneller Durchführung ein Fluch für die Frauen. Ergebnis der ungeschützten Ausführung von Sex waren im Endeffekt tausende von Besatzungskindern.

Quelle: Bauer, I. (1996). Die „Ami-Braut“ – Platzhalterin für das Abgespaltene? L’HOMME – Tausendundeine Geschichten aus Österreich.

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